Starker Verband mit starker Idee

Rund 150 Teilnehmer aus der Bus- und Gruppentouristik kamen zur diesjährigen RDA Jahrestagung in Budweis zusammen. Neben der 73. Mitgliederversammlung standen vor allem ein neues großes Projekt des RDA zur datengestützten Analyse der tatsächlichen künftig benötigten Ladepunkte für E-Reisebusse sowie das Thema Overtourism im Mittelpunkt des Fachprogramms.

Ein emotionaler Höhepunkt war die Verabschiedung von RDA-Vizepräsident Heinrich Marti, der nach über 22 Jahren im Vorstand, davon zehn Jahre als Vizepräsident, nicht erneut kandidierte. RDA-Präsident Benedikt Esser würdigte Martis langjähriges Wirken in einer bewegenden Laudatio.

Zur neuen Vizepräsidentin wählte die Mitgliederversammlung Anna Marx, die in nunmehr vierter Generation das Familienunternehmen Marx Reisen im bayerischen Fridolfing führt. Hannes Staggl, Inhaber des Hotel Hirschen in Imst (Tirol), wurde im Vorstandsamt bestätigt, neu in den Vorstand gewählt wurde Philipp Cantauw (DER SCHMIDT).

Im Konferenzprogramm präsentierte zunächst Petr Soukup, Direktor der Südböhmischen Tourismuszentrale, die gastgebende Region Südböhmen und gab faszinierende Einblicke in eine der reizvollsten und zugleich noch weniger bekannten Regionen Europas.

Bild 2: (v. l. n. r.) Petr Soukup, Direktor der Südböhmischen Tourismuszentrale, Dagmar Škodová Parmová, Oberbürgermeisterin der Stadt Budweis, und Benedikt Esser, RDA-Präsident

Als wissenschaftlicher Impuls erläuterte Prof. Dr. Jürgen Schmude die Vielschichtigkeit des Themas Overtourism vor dem Hintergrund der Destinationsforschung. Laut Schmude geht es insbesondere um situative Tragfähigkeit, nicht um absolute Phänomene. Er rief dazu auf, proaktiv auf die Lokalpolitik in betroffenen Destinationen zuzugehen und zu erläutern, dass die überschau- und steuerbaren Gruppengrößen der Bustouristik eher Teil der Lösung als Teil des Problems sein könnten. Ziel müsse es daher sein, die Busreisebranche aus dem Fokus von politischem Überaktionismus herauszulösen.

Einen der Höhepunkte des Konferenzprogramms stellte Alexander Mirschel innerhalb seines Vortrags über die Nutzung von KI in der Bus- und Gruppentouristik vor – das neue Großprojekt des RDA: Bus Power Monitor (BPM).

Bild 3: Vortrag von Alexander Mirschel

Dieses im Auftrag des RDA entwickelte Tool analysiert KI-gestützt aus realen Reiseausschreibungen und Reisekatalogdaten den zu erwartenden Reisebusverkehr an konkreten Endpunkten (Destinationen und Leistungsanbieter) in Europa, sodass daraus der zukünftige Ladebedarf von E-Reisebussen in Europa errechnet werden kann. Die Ergebnisse werden in einer interaktiven Karte dargestellt. Damit stehe laut Mirschel Politik, Wirtschaft und Kommunen erstmals ein faktenbasiertes Instrument für den gezielten Ausbau der Ladeinfrastruktur zur Verfügung. 

„Wichtig war es uns, mit dem BPM den entscheidenden Baustein liefern zu können, der E-Reisebusse möglich macht – die Information, wo Ladepunkte tatsächlich gebraucht werden. Und das Europa-weit. Sowohl die Fahrzeugindustrie als auch andere Verbände der Reisebranche haben bereits starkes Interesse daran bekundet und wollen uns unterstützen. Wir sind für Partner offen.“

Benedikt Esser, RDA Präsident

Der RDA dürfte der einzige Verband sein, der aktuell sowohl die erforderliche Kraft als auch die Kompetenz dazu hat, ein solches Projekt auf den Weg zu bringen.

Passend dazu präsentierte anschließend Heinz Kiess, Head of Product Marketing Bus bei MAN Truck & Bus, den neuen MAN Lion’s Coach E – den ersten vollelektrischen Reisebus eines europäischen Herstellers. Mit bis zu 650 km Reichweite, 375 kW Ladeleistung (später 750 kW nach MCS-Standard) und unverändertem Gepäckraumvolumen könne das Modell das Dieselbus-Nutzungsprofil bereits heute nahezu elektrisch abbilden. Batterieelektrische Fahrzeuge seien laut Kiess die energieeffizienteste emissionsfreie Lösung für den Reisebusverkehr und ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Branche.

Die nächste RDA Jahrestagung wird vom 21. bis 25. Oktober 2026 in Imst (Tirol) stattfinden und im Zeichen von 75 Jahre RDA stehen. (bk)