Höhepunkte des Busworld Europe 2025 Kongresses

Mit 1.242 Branchenakteuren, die in 39 Sitzungen ihre Erkenntnisse mit 22 Vertretern der Europäischen Kommission austauschten, profiliert sich der Busworld-Kongress zunehmend als direkter Dialog zwischen OEM, Zulieferern, Betreibern des Öffentlichen Verkehrs, ÖPNV-Verbänden und politischen Entscheidungsträgern.

„Der überwältigende Erfolg dieses Kongresses hängt direkt mit der Stärke des Konsortiums zusammen, das ihn organisiert hat. Mein besonderer Dank gilt allen Mitgliedern des Lenkungsausschusses des Kongresses. Diese Gruppe hat dafür gesorgt, dass die Themen für die tägliche Arbeit von Betreibern des Öffentlichen Verkehrs, ÖPNV-Verbänden und OEM … und für die politischen Entscheidungsträger aktuell und relevant waren.
In allen Sitzungen wurde die enge Verbindung zwischen Vorschriften, dem Stand der Technik und der sozioökonomischen Situation in der Branche hervorgehoben. Dies wird sicherlich auch das Leitmotiv für zukünftige Kongresse bleiben.“
Jan Deman, Direktor der Busworld Foundation

Schlussfolgerungen des Kongresses

Die sozioökonomische Lage der EU-Busindustrie

Bis 2030 werden laut Prognosen von Frost & Sullivan über 60 % aller Busse auf europäischen Straßen emissionsfrei sein. Thomas Geier (EMTA), Per Skallefell (EY) und (Mickael Tauvel) AdL kommen zu dem Schluss, dass dies angepasste Ausschreibungsstrategien erfordert, sowohl beim Kauf der Fahrzeuge als auch bei der Zusammenarbeit zwischen Betreibern des Öffentlichen Verkehrs und ÖPNV-Verbänden. Dies hat zur Folge, dass nach geeigneten Finanzierungsstrategien für den öffentlichen Nahverkehr gesucht werden muss. Mehrere Fälle von EMT Madrid und Transport for London veranschaulichten dies.

Mittlerweile sind 27 % der neu verkauften Zero-Emissions(ZE)-Busse in Europa „chinesisch“. In der Eröffnungssitzung wird der Automobilaktionsplan der Europäischen Kommission vorgestellt, der laut Axel Volkery (EC-DG MOVE) darauf abzielt, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Die Branche fordert stärkere Anreize für EU-OEM statt protektionistischer Maßnahmen.

Der Fahrermangel ist nicht mehr so gravierend wie vor zwei Jahren, bleibt aber weiterhin ein vorrangiges Thema im täglichen Betrieb. Jean-Louis Colson (EU-GD MOVE) verwies auf mehrere Gesetzesinitiativen in diesem Bereich, während Claire Depré (EU-GD MOVE) die Notwendigkeit angepasster Formate für Ausbildungsprogramme betonte. Die geplante Bewertung der EU-Vorschriften wird die Schlussfolgerungen der Sitzungen zum Fahrermangel und zur Ausbildung berücksichtigen.

Fahrzeugsicherheit

Die Vorbereitungen für die Bewertung der General Safety Regulation II (GSR II) (im Jahr 2027) wurden vom norwegischen Verkehrsminister Jon-Ivar Nygard eingeleitet. Überlegungen, wie die Auswirkungen von Frontalzusammenstößen, insbesondere für die Fahrer, verringert werden können, sollten sich laut Nygard an bereits bei Lkw angewandten Maßnahmen orientieren. Die allgemeine Sicherheit kann weiter verbessert werden, indem bestimmte fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme vorgeschrieben und andere optional gemacht werden, wobei diese Entscheidungen für Busse und Reisebusse nicht unbedingt identisch sind.

Bild 2: Vortrag von Jon-Ivar Nygard, Verkehrsminister von Norwegen

Langstreckenbetrieb und Reisebustourismus

Prof. Nina Nesterova (Universität Breda) veranschaulichte die zu erwartenden Veränderungen im Tourismus, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Digitalisierung und dem Klimawandel. Der Reisebustourismus sollte sich daher anpassen und die mit diesem Prozess verbundenen Chancen nutzen.

Die Dekarbonisierung des Fernbus- und Reisebusbetriebs steht noch bevor. Das Angebot an ZE-Bussen war eines der Highlights der Busworld-Messe, was bedeutet, dass die Branche bereit ist; die Tank- und Ladeinfrastruktur ist es jedoch noch nicht.

Für Erik Busser (TLN) hat der Fahrtenschreiber als Technologie zur Kontrolle und Durchsetzung der Lenk- und Ruhezeitvorschriften hat seine letzte Phase erreicht“, sagt Innovative Methoden des Datenaustauschs werden effizientere und einfachere Verfahren ermöglichen.

Der Zugang zu den Städten für Reisebusse und Fernbusse bleibt ein politisch heißes Thema. Das Global Passenger Network fordert einen harmonisierten Rechtsrahmen, der die Vorteile kollektiver Verkehrsträger berücksichtigt und qualitativ hochwertige Dienstleistungen garantiert.

Das Design von Reisebussen hat sich in den letzten Jahren nicht ausreichend weiterentwickelt. Jean-Pierre Geelen (Yellow Window) fordert, sich mehr am Komfort zu orientieren, den das Design in der Luftfahrt und im Schienenverkehr bietet.

Digitale Mobilitätslösungen

Für Joost Vantomme (ERTICO/ITS-Europe) sei der European Mobility Data Space (EMDS), der auf der effizienten Erfassung und Weitergabe von Fahrzeugdaten basiert, für den Komfort, die Sicherheit und die Nachhaltigkeit des Straßenverkehrs von entscheidender Bedeutung. Die Diskussion darüber, wem die Fahrzeugdaten gehören, gefährdet die Wettbewerbsposition von Busunternehmen im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern. Die Notwendigkeit einer Standardisierung dieser Daten (Weitergabe) wird von Anders Selling (ITxPT) angesprochen. Dies sollte zu benutzerfreundlicheren Verfahren für die Strafverfolgung führen und die Grundlage für intelligente Verkehrssysteme und die erfolgreiche Einführung autonomer Busse bilden.

Die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten ist heute eine unabdingbare Voraussetzung für ein optimales Batterie- und Energiemanagement und für eine integrale Senkung der Betriebskosten in Busunternehmen.

Die Energiewende

Die European Zero Emission Bus Conference fand zum zweiten Mal im Rahmen des Busworld-Kongresses statt. Dass die Fahrzeuge schon seit geraumer Zeit einsatzbereit seien, waren sich alle Hersteller einig. Der Fokus liege nun auf dem Energiemanagement. Es bestünde weiterhin Bedarf an einer geeigneten Software, die alle Aspekte der Energieversorgung und des Energiemanagements, einschließlich der Planungsinstrumente, miteinander verbinde und die Nutzung verschiedener Fahrzeugmarken und Ladeinfrastrukturen ermögliche, erläuterte Jérôme Sahuc (RATP). Für den Fernverkehr bleiben die Einführung von Gelegenheitsaufladung und -betankung (gemäß der AFIR-Verordnung), die Verfügbarkeit und die Kosten von (grünem) Wasserstoff sowie die Entwicklungen in der Batteriechemie von entscheidender Bedeutung.

Die Bewertung der Angemessenheit der Verträge mit Stromversorgern wird oft vernachlässigt (Prof. Lieven Vandevelde – Universität Gent). Kauf- oder Leasingentscheidungen für den gesamten Ladevorgang oder dessen Auslagerung bleiben wichtige Entscheidungen, während eine steigende Anzahl von Dienstleistern in diesem Bereich zu beobachten sei.

Das fehlende Angebot an Versicherungen für das Laden von Elektrobussen in den Depots ist ein echtes Problem für die Betreiber. Versicherungsanbieter sollten sich besser mit den Technologien zur Batterieüberwachung vertraut machen, um realistischere Angebote zu erstellen.

Kreislaufwirtschaft in der Busindustrie

In einer geschlossenen Sitzung, die von der Busworld Foundation in Zusammenarbeit mit CENEX organisiert wurde, wurde das Thema Kreislaufwirtschaft in der Busindustrie diskutiert. Teilnehmer waren fünf Bushersteller (Iveco, Scania, Daimler, Solaris und Skoda-Gruppe), drei Verkehrsbetriebe und drei Verkehrsverbünde (TfL, EMT Madrid, Vervoerregio Amsterdam, Arriva, Transdev und Keolis). Ziel dieser Initiative ist es, ein Konzeptpapier für die Europäische Kommission zu erstellen, in dem die Vision der Branche dargelegt wird, wie sowohl in der Busherstellung als auch im Busbetrieb Kreislaufwirtschaft erreicht werden kann.

Mark Westendorp (Daimler) erklärte, dass die meisten OEM bereits die EU-Vorschriften einhalten, obwohl es ratsam wäre, eine bessere Definition von „Kreislaufwirtschaft“ zu finden. Es kann sich nicht nur um „Second Life“ handeln. Johanna Solomonsson Lind (Scania) plädierte für Realismus bei der Festlegung neuer Ziele und verwies dabei auf die großen Anstrengungen, die die Branche unternimmt, um die Energiewende zu verwirklichen. Die Betreiber des Öffentlichen Verkehrs verwiesen auf die Notwendigkeit einer realistischen Einschätzung der Folgen für ihre Investitionen.

Es wurde beschlossen, auf der Grundlage des Berichts über die Sitzung ein Whitepaper zu erstellen, in dem die Vision der gesamten Branche dargelegt wird.

Weitere Informationen
Busworld Office
BE-8800 Roeselare
www.busworld.org