Der norddeutsche Pakter BTO mit Sitz in Neustrelitz erweitert sein Angebot an Flusskreuzfahrten. Nachdem schon die Verbindung Berlin-Stralsund, sprich Havel und Oder, im Programm steht, folgen nun Ijssel und Rhein.
Am 22. März war es soweit. BTO und eine ausgewählte Gruppe an Reiseveranstaltern gingen an Bord der MS Princess und begleiteten im Rahmen einer Infotour das Schiff und seine Besatzung auf einer Überführungsfahrt auf dem Mittelandkanal in Richtung Havel. Drei Tage kreuzten Crew und Gäste auf der Wasserstraße.
Geentert wurde das Boot, das unter holländischer Flagge fuhr, im westfälischen Minden, von Bord ging es dann wieder in Magdeburg. Zugegeben, das holländisch-rumänisch-philippinische Team – so international ging es an Bord zu – war noch nicht ganz eingespielt. Was daran lag, dass die bisherige philippinische Stammbesatzung (Matrosen und Service) keine Visa erhalten hatte und damit nicht in die Niederlande einreisen konnte.
Eine ungeahnte und für die Reederei betrübliche Spätfolge der Pandemie. Somit musste die „Dutch Cruise Line“ auf neue Kräfte zurückgreifen, die schlicht noch nicht die Routine hatten. Aber das tat der Stimmung an Bord keinen Abbruch. Sicherlich auch, weil das Wetter schon frühlingshaft mitspielte und man das Oberdeck im Freien, wenn auch noch mit dicker Jacke, für einen längerfristigen Aufenthalt bequem nutzen konnte.¬¬ Genutzt wurde die Zeit auf Sonnen- und Unterdeck nicht nur zum Entspannen, sondern ebenso zum fachlichen Austausch und zum Spinnen neuer Reiseideen. Spannend für die Passagiere waren neben der Landschaft die Schleusen des Mittellandkanals, die die Schiffe auf den jeweiligen Wasserstand des nächsten Fahrabschnitts heben oder senken.
So zum Beispiel die Schleusengruppe Sülfeld bei der Stadt Wolfsburg. Mit ihr, am Kanalkilometer 236,9 gelegen, überwinden die Schiffe in wenigen Minuten einen Höhenunterschied von 9 m.Eine Fahrt auf dem Mittellandkanal hat neben den Schleusen noch eine Besonderheit. Viele Brücken, die den Kanal queren, sind vergleichsweise niedrig gebaut. Die Princess mit einer Bootshöhe von 4 m und absenkbaren Steuerstand kann zwar unter ihnen durchfahren, doch auf dem Sonnendeck durfte dann keiner der Fahrgäste mehr stehen, sondern musste sitzen. Ein Matrose wurde extra abgestellt, damit sich hier kein Passagier ungewollt Beulen holte. Soweit der Redaktion bekannt, kam es auch zu keinen Unglücksfällen.
Ausflüge ins nächtliche Hannover und anderntags in die Autostadt Wolfsburg gehörten zu den Programmbausteinen. Hannover erkundete die touristische Reisegruppe standesgemäß per Bus. Der Landausflug zu Volkswagen, hier konnte die Princess direkt vor den Werkstoren vor Anker gehen, erlaubte ganz verschiedene und durchaus interessante Einblicke in die Welt des Automobils und der Markengeschichte des weltweit zweitgrößten Fahrzeugbauers.
Stadienluft in Wolfsburg als Programmbaustein
BTO
Ebenso gewährte man den „Flussschippern“ Einblicke in das Leben des VfL Wolfsburg und ließ sie Stadienluft in der Arena des Erstligisten schnuppern. Abgerundet wurde das Landprogramm durch musikalische Unterhaltung an Bord und dem späteren Käpt‘ns Dinner.
Ziel der gemeinsamen Infotour war es, neben einer gewissen und nicht zu unterschätzenden Freude sich nach den langen Corona-Einschränkungen mal wieder persönlich zu sehen und gemeinsam Zeit zu verbringen, seitens BTO die Gäste über die Aktivitäten des Paketers auf dem Wasser aufzuklären und über neu aufgelegte Produkte zu informieren.
Seit 2018 bewegt sich BTO auf dem Wasser deutscher Flüsse. In dem Jahr bot man erstmals Flusskreuzfahrten auf Havel und Oder an, wobei der neudeutsche Paketer hier in den Halbcharter ging und auf das Zubucherprinzip setzte. Und das mit Erfolg. Was zur Folge hat, dass BTO seine Flusskreuzfahrtenangebote ausweitet und nun auch auf dem Rhein mit Vollcharter und Zubucherangeboten Dampf macht.
BTO kooperiert dabei in beiden Fällen mit der Dutch Cruise Line und setzt auf die Schiffe MS Princess und MS Melody, die beide ihren Heimathafen in Maasbracht im Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande haben. Die MS Princess ist mit 80 m Länge, einer Breite von 9,5 m, einer Höhe von eben 4 m und einem Tiefgang von 1,4 m relativ klein. Daher kann sie gut auf Havel und Oder manövrieren. Sie verfügt über 49 Kabinen und kann bis zu 102 Gäste an Bord nehmen. Für deren Wohl und für das Vorankommen des Schiffs engagieren sich 21 Mitarbeiter.
Ihre Reisen (8 Tage) unter BTO-Regie starten in Berlin, gehen über Havel und Oder-Havel-Kanal nach Eberswalde. Ein Highlight auf dieser Reise: Die Schleuse Niederfinow überwindet 36 m an Höhe, damit es dann auf der Oder in Richtung Schwedt geht. Die Hanse-stadt Stettin ist der nächste Halt, bevor es über das Stettiner Haff, sprich über ein Stückchen Ostsee, nach Wolgast und im Anschluss nach Lauterbach auf Rügen geht. Schlusspunkt der Reise bildet die Hansestadt Stralsund.
Mit der MS Dutch Melody bietet BTO – und das ist neu im Programm – Fahrten von Köln nach Straßburg und zurück sowie von Amsterdam nach Köln an. Das Schiff ist mit 110 m Länge eine ganze Ecke größer als die Princess und darf bei 70 Kabinen bis zu 140 Passagiere aufnehmen. Die dortigen Kabinen sind darüber hinaus mit 14 m2 größer als jene auf der Princess (10,5 m2). Zudem verfügt sie über drei Decks, während die Princess ein Zweidecker ist (jeweils plus Sonnendeck). Die Reisen auf dem Rhein sind als Acht- bzw. Siebentagestour ausgelegt.
Die eine Reise geht von Köln über Rüdesheim, Worms sowie der Kaiserstadt Speyer nach Straßburg und via Mainz und Koblenz an dem Zusammenfluss von Mosel und Rhein zurück zur Domstadt. Das zweite Reiseangebot beginnt mit der Einschiffung in Amsterdam. Das Schiff fährt dann über die Ijssel, dem nördlichsten Mündungsarm des Rheins nach Kampen, Deventer, Zutphen, Doesburg, Arnheim und Emmerich sowie schlussendlich via Duisburg nach Köln. Auch hier bilden attraktive Landgänge die Ergänzung zur Flusskreuzfahrt. Während auf der Havel-Oder-Fahrt sicherlich die Kreidefelsen auf Rügen, der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und die UNESCO-Welterbestadt Stralsund die Highlights sind, kann der Rhein mit anderen Sehenswürdigkeiten aufwarten. Zwischen Köln – Straßburg – Köln sind es u. a. die Drosselgasse in Asbach, die Nibelungenstadt Worms, der Kaiserdom zu Speyer, hier sind immerhin acht deutsche Kaiser und Könige sowie vier Königinnen zur Ruhe gebettet und die Altstadt von Speyer (UNESCO Welterbe) mit seinem Münster. Ebenso zählen das Mittelrheintal mit seinen vielen Burgen (ebenfalls Welterbestätte) oder das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Mosel und Rhein in Koblenz zu den Reisehöhepunkten.
Zwischen Amsterdam und Köln liegen wiederum u. a. die ehemaligen Hansestädte Kampen, Deventer, Zuthphen und Doesburg mit ihrer alten Festungsanlage. Städte, die auch heute noch mehr als einen Blick wert sind.
Bildquelle: Dirk Sanne